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Das Glaubensbekenntnis

Das zentrale Glaubensbekenntnis der orthodoxen Kirche ist seit jeher das nicänische Bekenntnis, welches auch als Nicäno-Konstantinopolitanum bekannt ist.

Ich glaube an den einen Gott, den allmächtigen Vater, Schöpfer des Himmels und der Erde, alles Sichtbaren und Unsichtbaren. Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes einziggeborenen Sohn, der vom Vater gezeugt ist vor aller Zeit. Licht vom Licht wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater, durch den alles geschaffen ist. Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel herabgestiegen und Fleisch geworden vom Heiligen Geist und der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden. Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden, ist am dritten Tag auferstanden nach der Schrift. Er ist aufgefahren in den Himmel und sitzt zu Rechten des Vaters. Er wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten, seiner Herrschaft wird kein Ende sein. Und dem Heiligen Geist, den Herrn den Lebenschaffenden, der vom Vater ausgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten. Und an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. Ich bekenne die eine Taufe zur Vergebung der Sünden. Ich erwarte die Auferstehung der Toten und das Leben des kommenden Äons. Amen.1

Dieses Bekenntnis, welches unsere hochgeachteten Kirchenväter formulierten und seit jeher in jeder Göttlichen Liturgie von den Gläubigen unserer Kirche ausgesprochen wird, enthält den Kern und die Gesamtheit all dessen, woran wir glauben.

Selbstverständnis: Was ist die Orthodoxe Kirche?

Die Orthodoxe Kirche versteht sich als die eine, heilige, katholische (d.h. allumfassende) und apostolische Kirche, die Christus gegründet hat, und die wir im nizänischen Glaubensbekenntnis bekennen. Sie bewahrt den ursprünglichen Glauben und die Traditionen der frühen Kirche, die durch die Apostel überliefert wurden. Die Orthodoxie betrachtet sich als ununterbrochene Fortsetzung der Kirche des ersten Jahrtausends und sieht sich als Hüterin der apostolischen Lehre, der Sakramente und der rechten Gottesverehrung. Die Kirche ist der mystische Leib Christi, durch den die Gläubigen in die Gemeinschaft mit Gott eintreten.

Heutzutage ist die Kirche als Gemeinschaft aus mehreren eigenständigen (so genannten autokephalen) Kirchen organisiert, die jedoch im Glauben, in der Liturgie und in der Lehre geeint sind. Diese autokephalen Kirchengemeinschaften sind es, an die man zumeist denkt, wenn von „orthodoxen Kirchen“ wie der russischen, der rumänischen oder, wie in unserem Falle, der antiochenischen Kirche die Rede ist. Eigentlich ist schon die Rede von verschiedenen Kirchen – der bulgarischen, der griechischen oder der antiochenischen – leicht irreführend, denn die Kirche vor Ort vereint in ihrer Katholizität stets die Gesamtheit der Kirche. Die Einheit der Kirche basiert nicht auf einer zentralen Autorität (wie dem Papsttum der römischen Katholiken), sondern auf der gemeinsamen apostolischen Überlieferung, der Heiligen Tradition und der eucharistischen Gemeinschaft.

Es gibt also nach orthodoxem Verständnis nicht mehrere orthodoxe Kirchen, sondern nur die Eine Kirche, die gleichwohl von Ort zu Ort in eigene bischöfliche Hierarchien aufgegliedert ist. Darum ist es auch ein Missverständnis, zu glauben, die orthodoxe Kirche sei nur etwas für Griechen, Bulgaren, Rumänen, Serben oder Araber; als Fortsetzung der einen, ungeteilten Kirche, die bis zum großen Schisma bestand, ist die orthodoxe Kirche nicht per se östlich, sondern schlicht ungeteilt. Heutzutage folgen allerdings alle autokephalen orthodoxen Kirchen der byzantinischen Gottesdienstordnung, die darum vereinfachend auch schlicht als orthodoxer Ritus bezeichnet wird. Gemäß dem Schlagwort lex orandi, lex credendi glauben wir, dass die Gebetspraxis Gebetspraxis der orthodoxen Kirche – die Göttliche Liturgie, die Tagzeitengebete, Andachten und dergleichen – die Gesamtheit des orthodoxen Glaubens verkörpern und echte Glaubenswahrheiten nur in der Empirie, in der kirchlich gelebten Praxis zum Ausdruck gebracht, gelebt und erhalten werden können. Der wahre christliche Glaube muss erfahren werden, und diese Erfahrung erfolgt in den Riten der orthodoxen Kirche, in asketischer Gemeinschaft mit Gott und im Gebet.

Sakramente, oder: Heilige Mysterien

Durch die Mysterien (oder Sakramente) empfängt der Gläubige göttliche Gnade und wird in die göttliche Wirklichkeit hineingenommen. Wir glauben, dass die Sakramente keine rein symbolischen Handlungen sind, sondern durch sie Gottes Gnade direkt im Leben der Empfangenden echt und wahrhaftig wirksam wird. Alle Mysterien sind eingesetzt worden, wie im Neuen Testament überliefert ist, wurden seither in der Kirche bewahrt und werden stets praktiziert.

Taufe

Die Taufe ist das Sakrament der Wiedergeburt und der Beginn des Lebens als Christ. Sie erfolgt durch dreifaches Untertauchen in Wasser im Namen der Heiligen Dreifaltigkeit, also im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des Heiligen Geistes, üblicherweise direkt im Kindsalter. Die Kirche lehrt uns, dass der Getaufte hierdurch von der Erbsünde und allen anderen Sünden befreit wird. Der Hl. Apostel Paulus sagt hierzu: „Wisst ihr denn nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben“ (Röm 6:3-5). Die Einsetzung der Taufe, auch als Evangelisierungsauftrag, erfolgte in Mt. 28:19 und Mk. 16:16.

Myronsalbung

Die Myronsalbung, manchmal auch Chrismation, die im Westen historisch auch die Namen „Firmung“ oder „Konfirmation“ trägt (allerdings nicht mit dem hierunter üblicherweise Verstandenen verwechselt werden sollte), ist das Siegel des Heiligen Geistes. Anders als in den westlichen Kirchen üblich, wird die Myronsalbung, wie in der Alten Kirche, direkt im Anschluss an die Taufe bereits Kindern gespendet.

Beichte / Buße

Das Sakrament der Beichte ist die Versöhnung eines Sünders mit Gott und die Heilung der Seele von jenen Schäden, welche durch Sünden entstehen. Die Beichte wird von einem hierzu von seinem Bischof befähigten Priester abgenommen, der als Beichtvater im Namen Christi die Vergebung zuspricht; der byzantinische Ritus betont, dass es die Vergebung Christi selbst ist, die dem Reuigen zuteil wird. Die Beichte ist eine geistliche Heilung, ein seelisches Medikament, wie überhaupt die orthodoxe Lehre die Rolle der Kirche als Krankenhaus für die Seelen seelisch kranker Menschen betont, und daher im kirchlichen Leben der Orthodoxie unverzichtbar.

Ehe

Im Mysterium der Ehe werden Mann und Frau durch Gottes Gnade vereint. Der orthodoxe Eheritus betont nicht nur den rechtlichen Aspekt, sondern sieht die Ehe als gemeinsamen Weg der Heiligung; ihr letztendliches Ziel besteht darin, die Eheleute auf einen gottgefälligen, christlichen Lebensweg zu führen. Anders als in der klassischen westlichen Ehezeremonie, die den vertraglichen Charakter betont, stellt der byzantinische Ritus den Segen Gottes in den Vordergrund.

Weihe (und Kirchenämter)

Zentrale Einheit der von Gott etablierten Ordnung Seiner Kirche ist das Bischofsamt, welches mit der Einsetzung der Zwölf Apostel durch unseren Herrn Jesus Christus seinen Anfang nahm und seither in apostolischer Sukzession via Weihe durch Handauflegung von Bischof zu Bischof weitergegeben wird. Insgesamt kennt die orthodoxe Kirche eine umfangreiche Hierarchie kirchlicher Ämter, aber nur die Weihen der höchsten drei Stufen – Diakon, Priester, Bischof – gehören im engeren Sinne zum dreistufigen Priestertum der Kirche. Bischöfe sind laut orthodoxer Kirchenordnung üblicherweise Mönche und leben zölibatär; Priester (oder: Presbyter) und Diakone hingegen dürfen vor ihrer Weihe verheiratet sein. Nur Priester und Bischöfe können die Göttliche Liturgie feiern und sind somit insbesondere für die Eucharistiefeier unabdingbar.

Krankensalbung

Die Krankensalbung wird, anders als die im Westen bekanntere Letzte Ölung, nicht nur Sterbenden gespendet, sondern allen Gläubigen, die Heilung von Krankheiten und geistliche Stärkung benötigen. Auch die Krankensalbung bringt Vergebung der Sünden, seelische Heilung, und, wenn es Gottes Wille ist, auch körperliche Heilung.

Eucharistie

Die Eucharistie ist das zentrale Mysterium der Kirche. In der Göttlichen Liturgie werden Brot und Wein in den wahren Leib und das wahre Blut Christi verwandelt und den Gläubigen in der Kommunion zu ihrer Heiligung gereicht. Anders als in den westlichen Kirchen, empfangen bereits Kinder die Heilige Kommunion, so sie Taufe und Myronsalbung empfangen haben und somit wahre Glieder der Kirche Christi geworden sind.